Im Frühjahr 2007 hat die Kammer der Wirtschaftstreuhänder eine Mitgliederbefragung und eine Klientenbefragung zur Zukunft des Berufsstands durchgeführt. Erkenntnisse daraus waren u.a.:
- nur 20 % der österr. Steuerberatungskanzleien verfügen über ein Strategiekonzept
- 24 % der österr. Steuerberater sagen, dass ihr Wettbewerbsvorteil in der besonderen persönlichen Klientenbeziehung liegt, die der Klient mit Sicherheit anderswo nicht findet
- Preisdumping durch Mitbwerber wird von den Steuerberatern als größte Gefahr der kanzleientwicklung gesehen
- 74 % der Klienten halten das Honorar des Steuerberaters für angemessen
- 87 % der Steuerberater verrechnen "allgemeine Steuerberatung" nach Zeit
- 24 % der Klienten wünschen sich eine Verrechnung nach Zeit
- 32 % der österreichischen Steuerberatungskanzlein haben sich spezialisiert
- 81 % der Klienten finden "spezielle Fachkenntnisse" als extrem wichtiges Merkmal eines Steuerberaters
Diese Zahlen sind jetzt teilweise aus dem Zusammenhang gegriffen. Und wir alle kennen ja den Satz "Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast".
Meinungen? Erfahrungen? Fragen?
Disziplin ist ja eigentlich nicht besonders angenehm. Sie rangiert in ihrer Beliebtheit irgendwo zwischen Durchfall und Zahnarzt. Realität ist aber, dass Disziplin eine entscheidende Voraussetzung für Höchstleistung ist.
Interessant ist auch die Überlegung, dass man Disziplin nicht "üben" muss. Für das, was einem wirklich wichtig ist im Leben, bringt jeder immer die notwendige Disziplin auf. Fehlende Disziplin ist unter diesem Gesichtspunkt ein Hinweis darauf, dass Prioritäten nicht klar sind.
Wie sehen Sie die folgenden 6 Beobachtungen zu Disziplin und Kanzleikultur?
1) Das Fehlen eines gemeinsamen, herausfordernden Ziels hält Menschen davon ab, dauerhaft Ihr Bestes zu geben.
Es wird nie gelingen eine Kultur der Disziplin zu schaffen, wenn nicht alle Mitarbeiter dauerhaft gute Leistung bringen.
2) Viele Kanzleien haben keine Standards für Spitzenleistungen.
Es braucht ein paar wenige Standards für Spitzenleistungen, anhand derer Mitarbeiter erkennen können, dass diszipliniertes Handeln zu außergewöhnlichen Ergebnissen führt.
3) Die meisten Kanzleien haben keine schriftlichen Vereinbarungen über die Verantwortlichkeiten; nichts anhand dessen jeder weiß, was von ihm verlangt wird.
Disziplin ergibt sich daher nur „zufällig“.
4) Viele Kanzleien erkennen nicht, dass das Meiste, das sie tun wiederholbar ist und die meisten Prozesse erfolgen nur auf einem durchschnittlichen Niveau.
5) Mangelnde Kommunikation verhindert oft eine Kultur der Disziplin.
6) Die Unfähigkeit, an den vereinbarten Zielen dran zu bleiben, verhindert eine Kultur der Disziplin.
Ich freue mich über Ihre Meinung.
Im Juli 2006 habe ich den Blog auf www.stefanlami.com begonnen. Mir war bewusst, dass "bloggen" Neuland für viele Steuerberater ist. Die Erwartung bzw. Hoffnung des Weblogs war, dass dadurch eine Plattform geschaffen wird, die es Inhabern, Partnern und Mitarbeitern ermöglicht, schnell und einfach Informationen auszutauschen.
Danke für all die Einträge, die Sie bisher vorgenommen haben. Es zeigt sich allerdings, dass nur wenige User das Angebot nützen. Ich mache mir Gedanken darüber, woran das liegt.
- Sind die Themen nicht interessant?
- Welche Themen wären besonders attraktiv?
- Ist die Zeit (noch) nicht reif fürs Bloggen?
- Ist es zu kompliziert, Einträge zu machen?
- Bestehen generell Ängste, etwas ins www zu schreiben?
- Haben Sie einfach zu wenig Zeit?
- Sehen Sie keinen Nutzen in einem Blog generell oder in einem Blog für Steuerberater?
Gerne nehme ich jede Anregung auf und versuche Sie umzusetzen. Ich freue mich über Ihre Meinung. Danke im Voraus!
Im Beitrag "Mitarbeiter finden und halten" wurden die wesentlichsten Grundsätze und Maßnahmen zur Frage, wie es gelingt, die besten Mitarbeiter zu gewinnen, vorgestellt.
Dazu ein paar ergänzende Gedanken:
- Die guten Leute sind gewöhnlich nicht arbeitslos. Das heißt, man findet die besten Leute selten beim Arbeitsamt bzw. beim Arbeitsmarktservice.
- Die guten Leute haben immer die Wahl. Das heißt, die Kanzlei muss attraktiv für Mitarbeiter sein. Die Kanzlei ist auch bei Mitarbeitern (und nicht nur bei Klienten) immer in Konkurrenz zu anderen Kanzleien.
- Entspricht das Stelleninserat diesen Anforderungen?
- Gibt es auf der Kanzlei-Homepage Inhalte, aus denen der potenzielle Mitarbeiter erkennen kann, dass die Kanzlei attraktiv für ihn ist?
- Was bietet die Kanzlei für die besten Köpfe am Markt?
Aus meiner Sicht sind das entscheidende Fragen für den Kanzleierfolg. Im Beitrag "Die Kosten der Durchschnittlichkeit" habe ich die Folgen von nicht optimaler Rekrutierung aufgezeigt.
Erfahrungen, Tipps, Hinweise?
Fragen, Ergänzungen?
Ich freue mich auf Ihre Meinung!
Lesen Sie dazu auch "Ist Ihre Homepage für neue Mitrabeiter gewappnet?"
Eine Homepage ist für eine moderne Steuerberatungskanzlei nicht mehr wegzudenken. In einer Branchenstudie zu den freien Berufen in den USA ("How Clients Buy") wurde festgestellt, dass
- 80 % der Klienten die Homepage besuchen, bevor sie mit dem Anbieter sprechen,
- 69 % der Klienten die Homepage als wichtiges Entscheidungskriterium für den Erstkontakt nennen und
- 51 % der Klienten die Homepage als wichtiges Entscheidungskriterium für die Auftragserteilung anführen!
Wie viele Aufträge gewinnen Sie derzeit schon über Ihre Homepage? Wie viele tägliche Zugriffe verzeichnet Ihre Homepage?
Der Blog bietet eine gute Gelegenheit, Tipps und Tricks auszutauschen, um die Wirkung Ihrer Homepage zu verbessern. Ich freue mich über jede Anregung, wie ich Ihnen durch meine Homepage noch mehr Nutzen bieten kann.
Steuerberater-Prüfung eines Mitarbeiters als Fortbildungsmaßnahme für die ganze Kanzlei
von Stefan Lami
04.12.2006Einer Ihrer Mitarbeiter ist gerade dabei, sich auf die StB-Prüfung vorzubereiten? Sehr gut, Ihre Kanzlei hat die besten Chancen einen Wissenssprung zu machen: Indem dieser Mitarbeiter in regelmäßigen Abständen (wöchentlich oder 14-tägig) sein Wissen in Form eines kurzen Jour-Fixe an die übrigen Mitarbeiter weitergibt. Davon profitieren nicht nur die Mitarbeiter und die Kanzlei insgesamt, sondern vor allem der zukünftige Steuerberater. Studien zeigen, dass man sich Inhalte, über die man gesprochen hat um ein Vielfaches besser merkt, als beim Lesen oder Hören.
Beim letzten Kanzlei.Management.Forum zum Thema "Quelle Mensch" (12.-14. Oktober 2006) wurde unter den Teilnehmern folgende These diskutiert: "Es ist möglich, dass man im beruflichen Umfeld nur und ausschließlich von Menschen umgeben ist, die man schätzt und die einen selbst schätzen."
Die Teilnehmer waren dazu unterschiedlicher Meinung; von teilweiser (einschränkender) Ablehnung bis zu uneingeschränkter Zustimmung reichten deren Standpunkte.
Einigkeit herrschte darüber, dass die formulierte These natürlich ein lohnenswertes Ziel ist, um sich anzustrengen.
Stimmen Sie der oben getroffenen Aussage zu? Falls ja, warum und was tun Sie dafür? Falls nein, Sie aber auch das Ziel haben, welche Maßnahmen könnten Sie ergreifen, um es zu erreichen?
Im Sommer 2006 fand das Seminar Trainer & Spieler zweimal statt (13.-15. Juli in Garda - Veranstalter Akademie der Wirtschaftstreuhänder und 1. - 2. September in Fiss/Tirol im Rahmen der Herbstveranstaltung der Steuerberaterkammer Thüringen). Insgesamt haben sich daher ca. 60 Steuerberater mit dem Thema beschäftigt.
Führungs- und Fachaufgaben unter einen Hut zu bringen, ist eine der größten Herausforderungen im Berufsstand. Die 2004/2005 durchgeführte Studie zeigt, dass
- das Problem durchaus bekannt und bewusst ist,
- allerdings noch zu wenig für deren Bewältigung getan wurde und
- echte Lösungsstrategien noch nicht ausreichend vorhanden sind.
Vom Seminar im Juli erhielt ich einige Erfolgsberichte, was mich besonders freut. Diese waren unter anderem:
- "Mit meiner Praktikantin habe ich heute das Stärkeninterview geführt und Sie hatte totales Verständnis und hat spontan mitgemacht ... "
-
"Ich habe mein Verhalten gegenüber meinen Mitarbeitern sofort verändert: Ich gehe mehr auf sie zu. Das ist ein sehr großer Schritt für mich ..."
- "Ich gehe jeden Tag in der Früh durch die Kanzlei und kann so viele Fragen auf kurzem Weg klären. Wir werden die Terminverwaltung auf elektronisch umstellen. Wir arbeiten an einem wöchentlichen Mitarbeiter-Mail und ich verwende meine ToDo Liste noch gezielter ..."
Mit dem Blog gibt es jetzt eine Möglichkeit, sich mit dem Thema unter Kollegen leichter auszutauschen. Ich freue mich auf Beiträge, Fragen und Diskussionen.
Es freut mich auch, dass das Folge-Treffen zum Seminar in Garda am 7. Oktober in Wien zustande kommt. Bis bald mit den besten Grüßen.
Stefan
Durch meine tägliche Arbeit glaube ich die Herausforderungen der Steuerberatungskanzleien in Österreich und Deutschland erkennen zu können. Aber ich habe sicher "nur" ein selektive Wahrnehmung (siehe weiter unten).
Die genannte Fragestellung könnte man natürlich auch mit einer repräsentativen Umfrage bzw. Studie beantworten (die übrigens in Vorbereitung ist). Schneller und direkter geht es hier im Blog. Gerne nehme ich die Themen auf und bearbeite sie in den nächsten Beiträgen.
Mit ist klar, dass es in unserer Branche (noch) nicht üblich ist zu posten, in Blogs zu schreiben, im Internet zu kommentieren. Woran liegt das?
Wir alle kennen die Wirkung der selektiven Wahrnehmung. Beschäftigt man sich erst einmal mit einer Frage, dann wird die Welt ab diesem Zeitpunkt anders (selektiv) wahrgenommen. In der Vorbereitung zum Kanzlei.Management.Forum "Quelle Mensch" stieß ich auf folgendes (englische) Zitat:
We human beings are social beings. We come into the world as the result of others actions. We survive here in dependence on others. Wether we like it or not, there is hardly a moment of our lives where we do not benefit from others activities. For this reason, it is hardly surprising that most of our hapiness arises in the context of our relationships with others.
Das Zitat ist von niemand geringerem als dem Dalai Lama. Und seine Aussage gilt uneingeschränkt auch für das Berufsleben. Das bestätigt meine Entscheidung, das Thema Quelle Mensch zu bearbeiten. Es macht Freude, mit der weiter geschärften "selektiven" Wahrnehmung zu erkennen, dass tatsächlich immer die Menschen den Ausschlag geben. Sei es in Strategiemeetings, bei denen ab dem Zeitpunkt, in dem klar wird, welcher Partner welche Stärken besitzt und daher für welche Kernaufgabe prädestiniert ist oder sei es bei der Umsetzung "einfacher" organisatorischer Maßnahmen durch Mitarbeiter, die ernst genommen werden, denen vertraut wird und die die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen.
Steuerberater ziehen die Lösung von Sachproblemen der Lösung von Problemen zwischen Menschen üblicherweise vor (jetzt erwarte ich mir allerdings einigen Widerspruch zu dieser Aussage). Legen Sie Ihre Aufmerksamkeit für eine gewisse Zeit noch stärker auf die Menschen um sich herum (Partner, Mitarbeiter, Klienten und natürlich Ihre Familie). Welche (selektive) Wahrnehmung ergibt sich daraus?