Peter F. Drucker (1909-2005) gilt als der einflussreichste Management-Denker aller Zeiten. Niemand prägte das moderne Management mehr als er. Seine umfassende Managementlehre erschien vor kurzem im zweibändigen Werk „Management – Das Standardwerk komplett überarbeitet und erweitert“ (Campus Verlag 2009). Eine Pflichtlektüre für jeden, der sich für die Grundsätze guten Managements interessiert.

Das Kapitel 19 des ersten Bandes „Management von Wissensarbeitern und Wissensarbeit“ legt derart unerschütterliche Grundsätze des Managements von Steuerberatungsunternehmen in einer Präzision fest, dass ich sie als „Die Lehren des Meisters“ bezeichnen möchte. Tagtäglich sollten sich alle, die im Kanzlei-Management tätig sind, an diesen Leuchttürmen professionellen Managements orientieren.

Hier ein Auszug zur Produktivität des Wissensarbeiters. Nach Peter F. Drucker sind sechs wesentliche Faktoren entscheidend:

1.    Produktivität des Wissensarbeiters setzt voraus, dass wir uns fragen „Wie lautet die Aufgabe? Was ist zu tun?“
2.    Sie verlangt, dass wir dem einzelnen Wissensarbeiter die Verantwortung für seine eigene Produktivität übertragen. Der Wissensarbeiter muss sich selbst managen. Er braucht Autonomie.
3.    Kontinuierliche Innovation muss Bestandteil, der Tätigkeit, Aufgabe und Verantwortung des Wissensarbeiters werden.
4.    Wissensarbeit erfordert, dass der Wissensarbeiter nicht nur kontinuierlich lernt, sondern auch kontinuierlich Wissen weitergibt.
5.    Produktivität des Wissensarbeiters ist nicht so sehr eine Frage der Quantität des Arbeitsertrags. Die Qualität ist mindestens ebenso wichtig.
6.    Produktivität des Wissensarbeiters setzt voraus, dass der Wissensarbeiter weniger als „Kostenfaktor“ denn als „Vermögenswert“ begriffen und behandelt wird. Sie setzt voraus, dass der Wissensarbeiter die Arbeit für genau dieses eine Unternehmen allen anderen Tätigkeiten vorzieht. (Ende Zitat)

Die Bedeutung für das Steuerberatungsunternehmen

Jeder Mitarbeiter in einem Steuerberatungsunternehmen ist ein Wissensarbeiter. Sekretariat, Buchführung, Lohnabrechnung, Jahresabschluss, Teamleiter, Partner und Inhaber. Es gibt niemanden – von der Reinigungskraft einmal abgesehen – für den diese Erfolgsfaktoren nicht gelten.

Haben Sie in Ihrer Kanzlei schon die Frage, „Wie lautet die Aufgabe?“ für jeden Mitarbeiter beantwortet. Worin besteht beispielsweise die Aufgabe eines Buchhaltungsmitarbeiters? Im Verbuchen der Geschäftsfälle zur Übermittlung der Umsatzsteuervoranmeldung wohl nicht. Sie besteht doch darin, dem Klienten regelmäßig, topaktuell und verständlich alle notwendigen Grundlagen für seine unternehmerischen Entscheidungen zu liefern – und das so kostengünstig wie möglich! Spätestens ab dieser Aufgabendefinition wird klar, dass die Produktivität für diese Aufgabe nur der Mitarbeiter selbst bestimmen kann. Er muss sich selbst managen. Er muss seine persönliche Arbeitsmethodik (lesen Sie dazu auch „Persönliche Arbeitsmethodik als Erfolgsfaktor“) entwickeln, um diese Aufgabe lösen zu können. Auch eine noch so detaillierte Planung und Steuerung kann nicht die vorkommenden – unvorhersehbaren – Geschehnisse vorweg nehmen (siehe dazu „Warum es Autoproduzenten leichter haben“)

Die Innovation von Buchhaltungsprozessen, um beim Beispiel zu bleiben, kann und muss im Rahmen der Tätigkeit erfolgen. Jeder ist – kraft Aufgabendefinition – für Innovation verantwortlich. Wer nicht innoviert, erfüllt nicht seine Aufgaben. Das Denken an Schnittstellen, IT-Optimierung etc. aber auch die Maßnahmen zur Verbesserung der Kommunikation mit dem Klienten ist eindeutiger Bestandteil der Aufgabe „Buchhaltung“. Sprechen Sie mir Ihren Leuten darüber.

Der vierte Erfolgsfaktor ist in seiner Klarheit sofort verständlich: Jeder Wissensarbeiter muss nicht nur kontinuierlich lernen, sondern auch sein Wissen weitergeben. Es nicht zu tun, bedeutet eine Verringerung der Produktivität. Dem Kollegen im Alltag sein Wissen weiterzugeben ist genauso Pflicht – und keine Option –, wie die Präsentation von erlernten Seminarinhalten beim Fach-Jour-Fixe. Das sind keine lästigen Übungen, sondern Bestandteile der Aufgabe.

Der Output an Buchungszeilen kann leicht gemessen werden. Die Anzahl der verrechenbaren Stunden ist ohne Anstrengung nachvollziehbar. Die Quantität des Arbeitsertrags ist jedoch nur ein Faktor. Wie steht es um die Qualität? Womit nicht nur die fachliche Richtigkeit gemeint ist, sondern Termintreue, Klientenzufriedenheit, Verständlichkeit und letztendlich die Qualität der Klientenbeziehung.

Investitionen zeichnen sich durch ihren Langfrist-Aspekt aus. Mitarbeiter sind das einzige echte Kapital eines Steuerberatungsunternehmens. Betrachten Sie daher Ihre Maßnahmen und Ausgaben für die Wartung Ihrer Hard- und Software im Vergleich zur „Wartung“ Ihres Teams? Reagieren Sie genauso schnell bei Störungen? Gibt es einen Wartungsvertrag? Führen Sie die Updates durch? Wie hoch ist Ihr Budget (neben den laufenden Ausgaben) für die Erhaltung Ihres „Kapitals“ durch Fortbildung, Mitarbeiterveranstaltungen etc.?

Diese paar wenigen Beispiele zeigen in welcher unglaublichen Dimension „die Lehren des Meisters“ für Steuerberatungsunternehmen wirken und Gültigkeit haben. Machen Sie die Lehren zum Top-Thema in Ihrer Kanzlei. Diskutieren Sie sie mit Ihren Mitarbeitern.

Die Umsetzung der Lehren

Peter F. Drucker schließt das Kapitel mit klaren Handlungsanweisungen zur Steigerung der Produktivität:


Dem ist nichts hinzuzufügen!

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