Stellen Sie sich vor, Sie würden sich jeden Freitag ca. 15 bis 30 Minuten Zeit nehmen, um die folgenden zehn Fragen in Bezug auf Ihre Kanzlei durchzugehen:

1. Gibt es jemanden, der sich nicht an unsere Miniumum-Standards hält?
2. Gibt es jemanden, der Schwierigkeiten hat?
3. Wer braucht Hilfe, auch wenn er noch keine Schwierigkeiten hat?
4. Wer braucht mehr Energie?
5. Wer braucht Aufmerksamkeit und Anerkennung?
6. Gibt es jemanden, mit dem ich diese Woche nicht Kaffee getrunken (zu Mittag gegessen oder ein sonstiges informelles Gespräch geführt) habe?
7. Gibt es jemanden, der das Team behindert?
8. Mit wem habe ich die am schwächsten ausgeprägte Beziehung?
9. Kümmert sich jemand um die Lehrlinge, Azubis und Sekretärinnen?
10. Gibt es Konflikte innerhalb des Teams?

Simpel?

Ja, das ist es tatsächlich. Mit diesen zehn Fragen decken Sie die größten Teile wirksamer Mitarbeiterführung ab. Gelingt es Ihnen, genau bei jenen Bereichen einzugreifen, bei denen Sie Defizite durch diese Fragen feststellen, dann sind Sie mit der Mitarbeiterführung in Ihrer Kanzlei verlässlich am richtigen Weg.

Es ist grundsätzlich auch simpel, sich jede Woche damit auseinanderzusetzen. Ein Eintrag mit Wochenwiederholung in Ihren Kalender ist alles, was dazu notwendig ist.

Und es ist eigentlich gar nicht kompliziert, sich in der nächsten Woche genau um jene Mitarbeiter zu kümmern, die Ihnen bei der Beantwortung der Fragen eingefallen sind. Dazu braucht es kein Studium, keine Management-Ausbildung und auch keine Steuerberaterprüfung.

Nicht einfach?

Die Schwierigkeit liegt vor allem darin,

Die beiden Punkte bedingen sich gegenseitig. Durch das Streben perfekt zu sein, alles sofort erledigen zu wollen und auf Anhieb den „großen Wurf“ zu schaffen, erlebt man meist Enttäuschungen, die dann dazu führen, dass man die Sache sehr schnell wieder lässt.

Kontinuität, Regelmäßigkeit und Ausdauer sind hier gefragt. Das Erfolgsrezept ist, sich für eine Woche nur eine Maßnahme vorzunehmen, sie zu erledigen und am nächsten Freitag die Liste wieder durchzugehen; sich dann wieder einen Punkt vorzunehmen, usw.

Höchst wirkungsvoll?

Geänderte Verhaltensweisen, die in die tägliche bzw. wöchentliche Routine integriert werden, sind äußerst wirkungsvoll. Der kritische Punkt ist geschafft, wenn Ihnen etwas fehlt, sobald Sie sich nicht mehr so verhalten (können). Viele kennen diesen Effekt z.B. vom regelmäßigen Laufen, das einem abgeht, sobald man die positiven Wirkungen kennen gelernt hat.

Die wöchentliche Auseinandersetzung mit den zehn Führungsfragen hat außerdem zur Folge, dass Sie eine selektive Wahrnehmung entwickeln. Sie werden Dinge erkennen, die Sie bisher in dieser Art gar nicht gesehen haben. Ihre Aufmerksamkeit wird geschärft und Ihre Mitarbeiter werden das spüren. Vielleicht nicht in den ersten zwei bis drei Wochen, aber sicher sobald Sie regelmäßig (jede Woche) einen wichtigen Punkt in der Mitarbeiterführung bearbeiten.

Natürlich könnte man endlos über die Zusammensetzung der Fragen diskutieren. Falls Sie meinen, dass Fragen nicht passen oder welche fehlen, dann streichen und ergänzen Sie die Checkliste einfach. Es ist nahezu irrelevant, wie lang und umfangreich die Checkliste ist. Der entscheidende Punkt ist, dass Sie sich wöchentlich ca. 15 bis 30 Minuten Zeit nehmen, um Ihr Führungsverhalten auf den Prüfstand zu stellen und dann in der nächsten Woche an einer konkreten Verbesserungsmöglichkeit arbeiten. Das ist simpel, nicht einfach aber höchst wirkungsvoll!